Hercules MK2 rasselt, liegt das am Pleuellager?

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Hannes

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Hercules MK2, Hercules Optima MP4
Hallo Moped Community!

Das ist meine erste Frage an euch - seid bitte nicht zu hart zu mir, falls ich Fehler mache! :D

Ich bin 23 Jahre alt, Student und schraube erziehungsbedingt schon seit vielen Jahren an allerlei Maschinen. Durfte meinem Vater schon bei der Restauration des Unimog 411, des Mercedes 300CD und vielem mehr zur Seite stehen. Nachdem mein Bruder jetzt ein Peugeot 101 Mofa gekauft hat und seine Ape abgeschliefen und lackierbereit in der Garage steht, musste ich natürlich nachziehen. :D

Also habe ich letzte Woche zwei neue Schätzchen gekauft. (Für mich und meine Freundin)
- Hercules Optima MP4
- Hercules MK2

Die Optima läuft super und muss nur eingestellt/gewartet werden. So weit noch kein Problem :wink:

Bei der MK2 ist das leider etwas anders. Sie springt gut an und lässt sich auch schalten. Jedoch rasselt sie recht laut. Egal ob im Leerlauf oder mit Gang. Hab den Motor mal rausgebaut und reingeschaut...jede Menge Schmodder (festgebackene Ölreste und Dreck) im Motor und Getriebe. Ich habe im Zylinder keine Riefen finden können und auch die Kolbenringe sind sauber. Im Getriebe war bis auf den Dreck nichts auffälliges. Zahnräder sind ganz.

Jetzt zu meiner Frage: Wie viel Spiel ist für das Pleuel "normal" und in welche Richtung?
Quer zur Fahrtrichtung lässt sich das Bleuel etwas kippen, das sollte soweit ich weiß aber kein Problem sein. Längs zur Fahrtrichtung hat es minimales Spiel. Darf sich der Kolbenbolzen im Pleuel minimal kippen lassen oder ist da das Lager durch? Ich habe da nur ein Gleitlager und kein Nadelrollenlager...Ist das für das Modell normal oder ist da schon gepfuscht worden? :shock:

Ich hoffe ich habe nichts vergessen und ihr könnt mir weiterhelfen :)

Bilder folgen bald!

Vielen lieben Dank schon mal,
Hannes
 
Hast du die Lager im Getriebe geprüft? Laufen die sauber rund ohne Kratzen oder Spiel? Was ist mit den Kurbellwellenlagern? noch in Ordnung? Das das Pleul sich nach neben bewegen lässt ist bei mir auch so, aber ich habe ein Nadellager.
Falls du ein Stetoskop hast, höhr mal damit das Getriebe ab. Könnte auch ein Lager der Kupplung sein. Aber mit den Sachs Motoren weiß ich nicht wie die von innen genau aussehen, das weiß der Holger besser.

Gruß
Jerome
 
Moin und willkommen!

Das Rasseln wird wahrscheinlich von verschlissenen Kolbenringen kommen. Die sind neu so Andy 1,5 mm stark. Was Andy damit zu tun hat weiß ich auch nicht. Er wird desöfteren in dem Zusammenhang erwähnt.

Dass deine Kolbenringe sauber sind ist kein Wunder -- wenn der Motor gelaufen ist jedenfalls.... eben weil sie mit den Jahren runterschleifen.

Neue Kolbenringe, rechteck 2mm für 38er Kolben. Ringnuten aber penibel säubern, vorsichtig auskratzen ohne einzukratzen, feine Stahlwolle oder Stückchen vom Topfschwammflies mit einem kleinen Schraubendreher z.B..

Die Pleuelbuchse -- ja, sie wird sicherlich ein bisschen ausgeleiert sein. Gestorben ist noch keiner dran. Und wenn der Bolzen leicht kippt geht das noch. Wenn er aber schon da drin am Rumeiern ist, dann wäre die Erneuerung unumgänglich.

Mit dieser Buchse immer nur 1:25 Gemisch fahren, nicht 1:50. Sowieso im Graugusszylinder besser 1:25.


Ein Pleuel darf Seitenkippspiel haben, auch seitlich verschiebbar sein, aber wenn du es gerade hältst, dann darf es kein fühlbares Höhenspiel haben.
Es sollte auch kein Rubbeln oder Knirschen von sich geben oder hier und da haken. Man fühlt schon sicherlich, ob evtl. Geräusche vom Pleuellager oder den KW-Lagern renks und lichts kommen.

Die Abtriebswelle kann man im Leerlauf prüfen, Drehen (leichtgängig, Geräusche), Ziehen und Drücken (Axialspiel), hin und her oder auf und ab (Radialspiel).

Die Vorgelegewelle kann man so nur prüfen, wenn man das Moped a.d. Seite legt, den Motordeckel abnimmt (und wenn voll auch den Benzintank), und dann das große Vorgelegerad entfernt und ebenfalls im Leerlauf, selbe Prüfung.

Diese Wellenprüfung (rein-raus, auf-ab, hin-her und Drehen) an der Kurbelwelle (Polrad) ist ebenso nicht zu vernachlässigen.

An der Kurbelwelle darf kein Spiel sein, weder radial noch axial, und die Lager sollten auch nicht rubbeln.
Rubbelnde oder festklemmende Lager sind meist gerostet.

An der Hauptwelle ist ein ganz geringes Axialspiel nicht unbedingt ein Grund, den Motor zu öffnen, es kann aber wenn zu groß die Schaltung beeinträchtigen.

Sollte die Vorgelegewelle axiales Spiel haben, dann wäre es verwunderlich, dass die Kupplung das noch überlebt hat. Diese Welle ist mit dem Kupplungskorb auf einer Verzahnung fest verschraubt, das Lager ist eingeschrumpft und zus. mit einem Seegering gesichert.

Aber bevor man einen Motor fährt sollte man sicher sein, dass mit den Wellen nichts im Argen ist und auch die Kupplung richtig verschraubt ist, der Druckkeil nicht rausgerutscht ist, der die Lamellen runterdrückt - er geht mittendurch die Vorgelegewelle und wird durch den Bolzen in der Mitte betätigt.

MfG<br /><br />-- 15.06.2015 16:06 --<br /><br />Natürlich nur neue Kolbenringe, wenn die schon dünner sind als 1,4 oder 1,5 mm.
 
Wenn das Pleuel der KW kein Höhenspiel hat, der Zylinder noch nicht verschlissen ist (Auswaschungen nach vorne u. hinten im OT-Bereich; mit Finger mal fühlen) und ansonsten die Laufgarnitur Kolben Zylinder u. Ringe noch i. O. sind, kommt es wahrscheinlich vom oberen Pleuellager. Kippen darf der Bolzen auf keinen Fall. er muss noch relativ stramm durchgehen. Das Pleuel muss auch ohne zu kratzen durchzudrehen sein, ansonsten ist der untere Zapfen rostig.

Gruß Holger
 
Oh vielen Dank für die umfassenden Antworten!

Ich habe inzwischen den Motor wieder zusammengesetzt und in Betrieb genommen. Das Geräusch ist leider immernoch da :(

Das Getriebe an sich hatte ich nicht offen, aber das Geräusch ist auch im Leerlauf bei gezogener Kupplung da, sollte also nicht aus dem Getriebe kommen (richtig?)

Ich habe ein leicht spührpares Höhenspiel am Pleuel. Beim drehen kommen keine Geräusche und auch kein harken. Die Kolbenringe werde ich nochmal checken. Oben der Bolzen lässt sich etwas kippen.

Hat wer von euch vlt. ne Sprengzeichnung oder ähnliches von dem Motor? Müsste der Sachs 501/4 BKF sein. Dann kann ich das Getriebe notfalls öffnen und ggf. auch den motor abtriebsseitig auf machen um die anderen Lager zu checken.

Alle Wellen lagen meiner Einschätzung nach recht gut gelagert da.

Ich habe das dumpfe Gefühl, es kommt eine neue Pleuellagerganitur auf mich zu? Kann ich / Sollte ich die einzeln tauschen oder gleich auch Pleuel und Kurbelwelle im Set?

Was kommt da eurer Meinung nach Kostentechnisch auf mich zu? :shock:

Habe Kurbelwelle mit Pleuel und oberem Pleuellager für 100€ auf ebay gefunden, oberes Pleuellager wären "nur" 15€. Das untere Pleuellager habe ich so garnicht gefunden, nur Schulterlager.

Hat das rasseln noch andere Folgen als Lärm und verminderte Leistung durch reduzierten Hub? Sofern es am unteren Pleuellager liegt, dürfte doch nichts weiter kaputt gehen dürfen? Wenn es am oberen liegt beschädige ich mir vermutlich den Zylinder. Also kurz: Könnte ich so fahren?

Von euch hat nicht zufällig noch wer einen alten Sachs 501/4 BKF günstig abzugeben bei dem die genannten Teile ganz sind?

Besten Dank und Grüße,
Hannes
 
Dein Problem liegt sehr wahrscheinlich an einem def. Pleuel, Zapfen unten und Buchse oben. Beides mit zuviel Spiel.

Ich kann Dir nur dringend raten nicht mehr damit zu fahren. Tausche die KW komplett aus. Man kann die vom 506/4 AKF nehmen. Stumpf kupplungsseitig steht etwas weiter raus, Sicherungsmutter dort ist statt M 10 M 12 ohne Keilnut. Konus zündungsseitig passt. Eventl. muss man das Polrad ohne Scheibenfeder verbauen um den korrekten ZZP zu bekommen. Bei dieser Gelegenheit gleich alte Lager raus und Simmerringe auch tauschen.

Gruß Holger

P. S.: Hattes du gehofft, dass sich der Motor "von selbst" repariert, da du ihn einfach wieder zusammen gesetzt hast ohne anscheinend die Antworten hier zu respektieren?
 
Nee, ich dachte dass es vlt. am Schlamm und Dreck gelegen hat und eine Reinigung ausreicht.

Ich werde mich mal auf die Suche nach den passenden Teilen machen.

Danke!

Beste Grüße,
Hannes
 
Moin nochmal!

Die Welle die als "MK" oder "501"er für 100 Euro verkauft wird ist eigentlich nur die vom 506/4! Lass dich nicht foppen! Das ist dieselbe Top-Racing-Welle, sollte nur 70 bis 80 Euro kosten.

Ein Pleuel mit neuem unteren Lager kostet schon an die 50 Euro, und das muss vom Spezialisten eingepresst und die Welle feingewuchtet werden. Kann schon mehr als dreimal so teuer werden....

Die Welle vom 506er hab ich auch drin, läuft super. Achte auf 14mm Kolbenbolzen, es gibt sie auch für 12mm Kobo!

Und für das obere Lager, ein Nadellager, kein Gleitlager, würde ich einen nagelneuen Kolbenbolzen nehmen.

Die Welle, Lager und Dichtungen kriegst du auf mopedparts.de, ne Anleitung die kaum noch Fragen offen lässt dort: tipps/Sachs-501-4-Motorueberholung.php -- meine eine.

Den Ziehkeil der Schaltung könnte man noch erneuern. Gibts auch auf mopedparts.de. Wenn er mehr als nur ein bisschen angeschliffen ist.

Getriebelager muss man nicht unbedingt tauschen. Ich reinige sie mit Bremsenreiniger und Druckluft, dann weiß man ob evtl. Knirschen Dreck war, oder die Lager korrodiert sind. Wenn ein Lager mal so ein ganz gleichmässiges und sanftes Rubbeln beim Drehen verspüren lässt ist das auch u.U. normal. Es darf aber nicht knirschen oder kracksen oder haken.
Lager danach aber mit WD40 oder Öl schmieren, damit kein Flugrost kommt. Oft sind die Lager der Hauptwelle korrodiert, wenn so ein Motor lange gestanden hat. Da kommt dann statt Öl nur die Feuchte hin.

Im Kurbelgehäuse treibt auch Feuchtigkeit ihr Unwesen. Deshalb gibt es Konservierungsöle für lange Standzeiten.

Nebenbei, die Kurbelwelle muss penibel eingemessen werden, so ein Schulterlager verzeiht keinen Zehntelmilimeter! Ganz gewiss nicht...

MfG
 
Bzgl. erneuern oder nicht erneuern von Rillenkugellagern: Falls ein Lager neuwertig ist, noch nicht lange verbaut bzw. gelaufen ist, kann man das u. U. auch noch drin lassen. Falls die geringsten Zweifel sind, würde ich jedes Lager tauschen. Ein 6004er Lager kostet von FAG oder SLF z. B. um die 5,- Euro. Da muss man nicht überlegen...., oder?

Gruß Holger
 
Hab ich damals ja auch gemacht. Halten bis jetzt schon ohne fühlbaren Verschleiß, 33.000 km. Vor 15.000 km hab ich nur die KW neu gelagert, als es mir das Pleuellager zerschossen hat -- falls du noch erinnerst, das schon ohne Schmierung ab und zu hakte... es hat aber immerhin noch 17.000 km gemacht, und erst nach meinem Zylindertuning auf 8000 UpM und bei ungünstiger Zündeinstellung (Motorgehäuse wurde öfter unanfassbar heiß) ist das passiert.

Ist klar, ich würde auch kein zweifelhaftes Lager verbauen. Ich hab hier einige alte Schrottmotoren, einige Kurbelwellen, mehr oder weniger gelaufene. Da merkt man schon die Unterschiede, wenn ein Pleeuellager noch recht neue ist, dann scheint es geschmiert strammer zu laufen als ungeschmiert, und beim seitlichen Kippen merkt man eine höhere Festigkeit, wie einen Magnetismus fast.

Auch ein Spielfreies Pleuellagerager kann sehr stark eingelaufen sein, man fühlt es beim Drehen deutlich. Es hätte soz. eine größere Lagerluft. Man spürt es auch beim Kippen zur Seite, das geht noch leichter.

Aber wenn man keinen Vergleich hat - Neu - Gebraucht - Alt - Korrodiert - Kaputt - dann ist das natürlich schwer...

MfG
 

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