Meine Supra 4 GP Restaurierung

Bossler

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Hercules Supra 4 GP
Hallo.
Da ich selbst gerne Berichte von Restaurierungen lese, dachte ich ich schreib auch mal ein bisschen was. :)
Das Teil ist eigentlich schon fast fertig, also wird es hier regelmäßig was neues geben...

Im April haben wir uns eine Supra 4 GP (501/4 CKF) Bj 1980 gekauft. Der Plan war, das ich und mein Jüngster das Teil wieder ein bisschen schick machen und er dann zu seinem 15. (demnächst) den Führerschein AM und das passende Moped hat.

Der Zustand war nicht schlecht.
Natürlich Fehlteile (z.B. Blinker, ULO Box, ...) und Schäden. Auch ziemlich versifft. Aber der Motor lief gut und die Bremsen bremsten.
Der Lack war leider nicht original und nicht erhaltungswürdig (teilweise mit dem Pinsel angestrichen ohne zu Zerlegen).

Beim Zerlegen zeigen sich dann natürlich tausend kleine Baustellen, und ich kann dann auch nicht aufhören und es so wie es ist gut sein lassen.
Also wurde nicht nur schick gemacht, sondern komplett zerlegt (bis auf den Motor, da kam nur der Zylinder und die Seitendeckel ab) und neu aufgebaut. Bis November war ja noch Zeit :)
Ich hab vorher noch nicht an Hercules/Sachs geschraubt, aber mit Forumshilfe und kompetenter Hilfe in der Familie wird das schon werden.

Nach der Erstreinigung
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Wird erstmal alles zerlegt und eingetütet.

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Die Achse vom Hauptständer hat auch schon bessere Zeiten gesehen...
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Und dann geht die Hercules zusammen mit einer kleinen Guzzi erstmal zum Entlacken (natürlich ohne Typenschild, Lenkkopflager, Radlager, etc.)...
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Es wird weiter zerlegt und repariert. 🔧

Vordere Trommelbremse. Alle Teile (auch die Beläge) werden wiederverwendet, ebenso hinten.
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Der Kettenradträger wird zerlegt. Alle Radlager werden erneuert und durch 2RS ersetzt, die Standardlager kosten ja nicht wirklich die Welt. Aufpassen, meine Ersatzteilliste war nicht 100% korrekt bzgl. der Lagergrößen. Besser nachschauen was verbaut war.
Das Kettenrad selbst hat es offensichtlich hinter sich. Der Junior will daraus eine Uhr bauen 😄
Dier dünne Abdeckscheibe ganz außen sieht mir irgendwie nicht original aus...
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Die Gabel ist einfach aufgebaut: Federn, Fett, Gleitbuchsen. Sie ist zum Glück auch noch OK. Die Standrohre sind gerade und haben nur leichte Korrosion im Bereich der Lampenhalter. Die Tauchrohre wurden mühsam vom antiken Fett befreit, gebürstet und gestrahlt. Die Gleitbuchsen sind noch brauchbar. Keine Ahnung ob man das ansonsten noch reparieren könnte.
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Ein paar kleinere Reparaturen

Eine Lasche am (inzwischen gestrahlten) linken Seitendeckel war abgebrochen/abgeschnitten 🤷‍♂️ und wurde geflickt
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Die ausgeschlagene Hauptständeraufnahme wurde mit Scheiben verstärkt und aufgeschweißt.
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hallo!

tipp für die uhr.
achtung: scharf wie ein kreissägeblatt.......
weiterhin gutes gelingen!

grüsse
markus
 

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Die Uhr sieht gut aus, ich glaube in die Richtung soll es auch gehen (y)

Gruß,

Roman
 
Weiter geht es mit dem Vergaser.

Erstmal zerlegen. Außer der Schwimmerkammerdichtung haben alle Dichtungen und O-Ringe gefehlt.
Der Halteclip für die Nadel sollte eigentlich unter die Kunststoffbuchse.
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Der Vergaser war auch nicht wirklich dicht. Da wurde wohl mit wenig Gefühl gearbeitet.
Die Schwimmerkammer ist ziemlich verzogen. Nach etwas Biegen und abziehen der Dichtfläche kippelt sie kaum noch und dichtet wieder wie es sein soll. Außerdem habe ich den Vergaser noch für eine dritte Schraube umgebaut wie von Holger hier beschrieben.
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Der undichte Filterdeckel (links): Total verzogen. Wundert mich, dass das Gewinde im Vergaser sowas aushält.
Rechts zum Vergleich ein Neuteil.
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Gereinigt wurde der Vergaser natürlich auch. Nach dem Ultraschall in Ticopur R33:
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Nach dem Glasperlstrahlen. Leider bleibt der nicht ganz so schick glänzend. Muß ja nach dem Strahlen auch wieder gründlich gereinigt werden.
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Danach kam die Überholung mit einem Vergaserkit (Dichtungen, Schwimmernadel, Nadel, Kunstoffbuchse,...).
Leider war keine Dichtung für den Starterkolben dabei, dessen Dichtung war nur noch Knete.
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Weil nichts anderes da war (nein, auch keine alte Tankdeckeldichtung :) ) habe ich mir eine Dichtung aus Dichtungspapier ausgestanzt. Ich glaube irgendein dickeres Abil mit gummierter Oberfläche.
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Weil ich von der Starterkolbenfeder nicht wirklich überzeugt war habe ich noch eine neue geordert. Die war dann tatsächlich ein gutes Stück länger als die verbaute und sollte nun zuverlässig abdichten.

Nachdem alles wieder zusammengebaut war (inkl. der vorgefundenen HD82, normalerweise sollte da eine 80er rein) wurde der Vergaser erstmal eingelagert.

Gruß,
Roman
 
Weiter so! Ich freue mich auf die Ergebnisse! 😉
 
Weiter geht es mit Kleinteilen.

Bremshebel, Schrauben, Muttern, ... da war einiges dabei mit Rost .
Einen Galvanikbetrieb, der Kleinkram verzinkt gibt es nicht in unmittelbarer Nähe. Außerdem macht es es natürlich mehr Spaß sowas selbst zu machen, auch wenn es finanziell keinen Sinn macht (Hobby: Minimales Ergebnis bei maximalem Aufwand :)).

Wie beim Lackieren ist die Reinigung und Vorbereitung der Teile entscheidend für das Ergebnis.
Die Teile müssen rost- und fettfrei sein. Wenn man richtig Glanz will sollte man vorher auch polieren, ein rauhes Teil bleibt rauh.

Hier meine Galvanik-Straße (Salzsäure, Spülen, Elektrolyt, Spülen, Passivierung, Spülen).
Wer Joghurt und Haribo mag ist ausstattungsmäßig klar im Vorteil.
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Der vordere Bremshebel im Zink-Nickel-Elektrolyt.
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Und hier ein paar der verzinkten Teile.
Für den Glanz musste ich nach dem Verzinken leicht mit Vlies polieren. Eine glänzende Oberfläche direkt aus dem Bad ist wohl möglich, aber das habe ich nicht hingekriegt. Wahrscheinlich bekommt man die "guten" Chemikalien (zurecht) nicht mehr als Privatperson.
Für den Anfang bin ich aber vollkommen zufrieden mit dem Ergebnis.
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Gruß,
Roman
 
Weiter gehts mit dem Motor...

Weil ich neugierig war wie der Schrumpflack (VHT Wrinkle Plus) funktioniert haben wir mit einem Seitendeckel angefangen.
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Nach ca. 30 Minuten ablüften kam der Deckel bei 100°C in meinen kleinen Werkstattbackofen.
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Schön gleichmäßig geschrumpelt.
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Zylinder und Zylinderkopf wurden saubergekratzt und geschrubbt.
Strahlen hat kaum Effekt auf fettigem Schlonz, da muß man ewig draufhalten. Alles was irgendwie weich ist muß vorher runter.
Anschließend wurde mit Schlacke und zum Schluß mit Glasperlen gestrahlt.

Am Zylinder (so sieht es nach dem ersten Strahlen mit Schlacke aus) war ein Stück einer Kühlrippe abgebrochen.
Die Fehlstelle wurde mit AlSi12(4047) Zusatz aufgeschweißt, ging sehr geschmeidig. Ich hatte schon Schlimmes befürchtet.
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So sieht die Reparaturstelle nach dem Verputzen und Glasperlstrahlen aus.
Außer dem Farbunterschied ist eigentlich nichts mehr zu sehen.
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Das Gehäuse sollte erstmal zusammenbleiben, um das Ganze nicht zu einem Endlosprojekt zu machen. Läuft und schaltet ja. Bei Bedarf wird der Motor später revidiert.
Um trotzdem lackieren zu können muß natürlich alles sauber sein.
Wie bei Zylinder und Zylinderkopf hat es viele Stunden gebraucht bis 30-40 Jahre Dreck weg waren.
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Danach kam 2K EP Grund und 2K RAL9006 Weißaluminium drauf.
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Der Lack hat noch ein bisschen Gußoptik und sieht nicht nach spiegelglatt lackiert aus. Gefällt mir, und auf den Felgen (gleicher Lack) kam das später noch besser.

Gruß,
Roman
 
Hallo Jörg
Den Block zusammengebaut zu lackieren ist meiner Meinung nach nicht so top. Lack wird auch ordentlich hart. Sieht auch etwas komisch ohne Mitteltrennstelle aus . Die Motorhälften sitzen oft fest in den Passhülsen dann noch die Trennstellen mit Lack zu schmieren,nicht mein Ding. Technik geht vor Optik.
Gruß Klaus

Motor bis auf Zündung und Zyinder fertig.Ganze Technik top,alle Gewinde kontrolliert. Gehäuse mit Bremsattellack Ral 9006 gelackt,Deckel sind noch gut.
Gruß Klaus

Hall Roman natürlich:mad:
 

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Zylinder und Zylinderkopf wurden saubergekratzt und geschrubbt.
Strahlen hat kaum Effekt auf fettigem Schlonz, da muß man ewig draufhalten. Alles was irgendwie weich ist muß vorher runter.
Anschließend wurde mit Schlacke und zum Schluß mit Glasperlen gestrahlt.

Hallo Roman,

sehr schöne und handwerklich saubere Arbeit.

Diese öligen Rückstände, Modder etc. bekommt man gut mit Trockeneisstrahlen weg.
Haben nur leider die wenigsten im Haus.

Zu deiner Zündkerze:
Das sieht für mich in Ordnung aus, mit einer Tendenz zu etwas viel Öl im Gemisch.
Allerdings würde ich die empfehlen, nach deiner Überholung, eine neue Kerze zu verbauen und die Abstimmung zu überprüfen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Den Block zusammengebaut zu lackieren ist meiner Meinung nach nicht so top. Lack wird auch ordentlich hart. Sieht auch etwas komisch ohne Mitteltrennstelle aus . Die Motorhälften sitzen oft fest in den Passhülsen dann noch die Trennstellen mit Lack zu schmieren,nicht mein Ding. Technik geht vor Optik.

Hallo Klaus.
Versteh ich, ist normalerweise auch nicht mein Ding einfach Farbe drüber. :)
Ich habe aber schon eine Guzzi hier stehen, die ewig nicht fertig wird und die Supra für den Junior sollte auf jeden Fall spätestens November auf die Straße. Da ich noch nie an einem Sachs Motor geschraubt habe und auch (noch) kein Spezialwerkzeug dafür habe war mir das Risiko und der Aufwand zu groß.
Wenn ich den Motor dann irgendwann aufmache und über die Farbe fluche werde ich reumütig an Deine Worte denken :)
 
Ich will die Retauration auch nicht weiter durch meine Beispiele unterbrechen.
Es geht um folgendes das bei Deinem Motor nicht unbedingt zutreffen muss,könnte aber teilweise sein.
Der Motor läuft, ich möchte kein Endlosprojekt daraus machen:Das sehe ich genau umgekehrt.

An dem oben abgebildeten Motor war vieles defekt b.z.w falsch montiert.
Kurbelwelle defekt - Primärantrieb defekt- zwei Gehäusehälften mit unterschiedlicher Nummer - Schaltstange krumm-Ziehkeil abgenutzt- Hauptwelle eingelaufen- Schaltrad 1. Gang defekt-Schaltung defekt- falscher Zylinderkopf-falsche Kopfdichtung- Kolben defekt,der L-Ring im Nut fest- Zylinder defekt,wird neu Nikasil beschichtet und noch einige Kleinigkeiten.
Das habe ich jetzt alles instand gesetzt. Aus zwei Motoren einen gemacht. Neuteile verbaut und ein nummerngleiches Motorengehäuse verwendet.


Laut Besitzer lief und schaltete der Motor einwandfrei,bis er anfing extreme Geräusche zu machen. Das lag in erster Linie aber an dem Kurbelwellenlagerschaden.

2. Beispiel : Letztens habe ich einen Menschen auf dem Motorrad Teilemarkt kennen gelernt. Der ist im Besitz von 30 Stück Sachs 50S Motoren. Ich sollte mir die mal so weit es geht technisch anschauen. So, was man ohne den Motor zu trennen an Schäden feststellen kann. 15 Motoren habe ich durchgeschaut, da war nicht einer bei der gut war. Zehn Zylinder runter genommen alle zehn waren defekt.
Gruß Klaus
 
sehr schöne und handwerklich saubere Arbeit.
Diese öligen Rückstände, Modder etc. bekommt man gut mit Trockeneisstrahlen weg.
Haben nur leider die wenigsten im Haus.
Hallo Matthias,
Danke für die Blumen.
Trockeneisstrahlen wäre ein Sache, bin mir nicht mal sicher ob es hier in der Trierer Gegend jemanden gibt, der das anbietet.
Ich bin schon froh mit meiner kleinen Strahlkabine, die ich mir vor einem Jahr zugelegt habe. Hätte ich viel früher kaufen sollen.
 
Ich will die Retauration auch nicht weiter durch meine Beispiele unterbrechen.
Es geht um folgendes das bei Deinem Motor nicht unbedingt zutreffen muss,könnte aber teilweise sein.

Hallo Klaus.
Schaltung und Motorlagerung, da habe ich mich auf ein kompetentes Familienmitglied verlassen, der die Supra Probegefahren ist. Reingeschaut hat er natürlich nicht, aber was man bei einer Probefahrt feststellen könnte hätte er bestimmt gefunden/gehört.

Kolben und Zylinder wurden auf Schäden untersucht, Zylinder, Kolben, Kolbenspiel, Stoßspiel und Kolbenringspiel wurden von mir vermessen und alles in Absprache mit besagter kompetenter Person für gut befunden.
Bilder und Daten folgen demnächst.

Einige Deiner Beispiele treffen zu, falsche Zylinderkopfdichtung hatte ich z.B. auch. O-Ring statt Flachdichtung. :)

Gruß,
Roman
 
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