Heute kam mit Spannung der erwartete Testlauf.
Eingebaut, Gaszug angeschlossen, Auspuff drauf, Zündung angesteckt. Läuft und hört sich gut an. Erst dann erfolgt das Einhängen vom Kupplungszug und die Montage der Kette und Faltenbalg. Wenn die Kette drauf ist, wird das Ritzel festgezogen.
Bei der Gelegenheit noch ein paar Worte zum Vergaser, Mikuni-Nachbau. Kleinigkeiten, die das Herz erfreuen - in diesem Fall das Einhängen und sichern vom Gaszug in den Schieber. Wenn man als Vergleich einen Bing Typ 21 hernimmt, sind das wieder solch deutliche Unterschiede. Jeder weiß, dass das Sichern vom Gaszug beim Bing eine Katastrophe ist. Dieses Blättchen mit der Nase.... Bis das mal an der richtigen Position ist... ganz schlimm. Bei dem Nachbau ist das easy...
Diese schwarze Arretierhilfe ist genial. Zug rein und das Blättchen einfach leicht dagegen schieben:
Zur Veranschaulichung hab ich das ohne Feder und Deckel fotographiert.
Einfacher und besser kann man das nicht lösen. Dieses Blättchen fällt auch nicht heraus, es sitzt stramm im Sitz, lässt sich aber trotzdem leicht drehen. Da hat sich jemand was dabei gedacht. Bei Bing in dieser Beziehung jedenfalls nichts.
Fertig zur Testfahrt.
Da der Zylinder mit einem neuen Kolben kombiniert wurde, hab ich es behutsam angehen lassen. Nur ca. 85 % der möglichen Drehzahl ausgenutzt.
Schon nach den ersten Metern u. Schaltvorgängen wußte ich, dass das was ganz besonderes geworden ist. Der Motor hängt sowas von geil am Gas, das ist wirklich erwähnenswert. Promptes hochdrehen ohne zu murren und ohne Zeit zu verlieren. Beschleunigen im vierten Gang von niedriger Geschwindigkeit heraus zügig und ohne Spielen mit dem Gasdrehgriff - einfach Vollgas, das Ding zieht langsam und mit zunehmender Geschwindigkeit immer schneller hoch. Einen Ticken besser als vergleichbare 5 Gang Getriebe. Die Erklärung liegt auf der Hand. Man muss sich jetzt die Technik u. die Unterschiede zum 5 Gang Getriebe vorstellen:
- 4 Gang an der KW nur zweifach gelagert, 5 Gang dreifach.
=> Weniger Reibung, KW ist vom 4 Gang auch leichter.
- 4 Gang Kupplung deutlich leichter als die 5 Lamellenkupplung vom 5 Gang
=> weniger Masse die bewegt und in Gang gesetzt werden muss
- Vorgelegewelle und Abtriebswelle vom 4 Gang leichter als beim 5 Gang
=> wie vor, weniger Masse die "gedreht" werden muss
Daraus ergibt sich logischerweise eine höhere Spontanität in punkto Ansprechverhalten und auch Leistung.
Und dann ging es auf die Gerade, ebene Strecke. Kein Asphalt sondern festgefahrener Schotterweg. Übersetzung 15/40. Zum Vergleich: ein serienmäßiger 50 S Fünfgang ist mit 14/35 übersetzt. Beide Übersetzungen sind sehr ähnlich. Vorne ein Zahn mehr, dafür hinten auch 5 Zähne mehr, kommt ungefähr (ungefähr!) aufs Gleiche raus.
Schon nach kurzer Strecke war ich im letzten Gang, das Ding wollte immer höher drehen. Ich bin dann vom Gas, wollte den Motor nicht ausreizen. Danach hab ich aufs Handy geschaut.
79 echte Ka emm ha. Das ist schon bemerkenswert. Der Motor ist mit 15/40 nicht fahrbar, denn man ist zu schnell am Anschlag und hat keinen Gang mehr. Bleibende Möglichkeit: Übersetzung von 15/35. Das will ich nicht probieren, da ich das Kettenrad hinten umbauen müsste. Zuviel Aufwand. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass bei einer Übersetzung von 15/35 im 685er Rahmen (zum Beispiel in einer MK 1 oder im Sportbike) echte 85 km/h drin sind.
Auf jeden Fall ein Spaßmotor, Freude am fahren. Der 20er Nachbau Vergaser hat sehr großen Anteil daran.