Yamaha RD50 M - Austauschvergaser Polini CP

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SpritSchlucker

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YAMAHA RD50 M, KTM SM25, Zündapp C50 Super
Moin,

Vorab: Hier möchte ich meinen Weg der Erlösung zu mehr Leistung an der RD50M erläutern. Dies soll kein Tuningratgeber zu Sportauspuff, Zylindern, deren Bearbeitung, einer anderen Zündung oder ganz vielen Vergasern sein, sondern ist rein auf einen Vergaser fokussiert. Auch ging es mir weniger um einen großen super Leistungszuwachs, als dass die 50er endlich voll ausdreht, bei zu viel Gas nicht absäuft und etwas besser aus dem Quark kommt :!: :rider:

Das sich alles jetzt leicht und rosig nach einem Samstag anhört: Was bei meinem Umbau nicht gut lief und was mir am Vergaser nicht gefällt kommt ganz zum Schluss!

Leider ist dies ein kleiner Roman geworden, also macht euch vorher eine Tasse mit Kaffee/Tee und holt euch was zu knabbern :oops:

Ein Nachbau kann gemacht werden, jedoch geschieht dies auf eigene Gefahren und Verlust der Betriebserlaubnis! Ob die von mir verbauten Düsengrößen bei euch auch passen, kann ich nicht sagen. Sie sind vielleicht als grober Richtwert zu sehen. Eine richtige Abstimmung sollte jeder selbst vornehmen...just saying...


Was war bisher überhaupt Phase?
Da meine RD trotz entfernter Auspuffdrossel, dünner Fußdichtung und einwandfreien Ansaugsystem nur bis ca. 5.000 /min drehte und bei vollgas absoff, wollte ich einen neuen Vergaser verbauen. Fehlerquellen, wie eine falsch eingestellte Zündung, defekte Zündkerzen, ein rausgrutschter/beschädigert Kurbelwellensimmerring etc. , schloss ich vorher natürlich auch noch aus. Somit war der Vergaser mein letzter Verdächtiger.

Es war der original Teikei Y14p mit originaler Bedüsung verbaut. Laut Düsenlehre waren die Düsen auch nicht aufgerieben. Also fummelte ich, nach Tipps aus diesem Forum, am Schwimmerstand herum. Eine Veränderung brachte dies leider auch nicht wirklich. Neue Teile für den kleinen Benzinwürfel gibts sowieso kaum bis gar nicht, also warum nicht gleich einen neuen mit etwas (!) mehr Durchlass besorgen? :)

Die Wahl des Vergasers
Nur welchen? Das Internet überhäuft einen mit Universalvergasern, No-Name Nachbauten aus China, teure Dell Orto oder Polini und was weiß ich noch alles. Foren nach sind einige Fahrer mit den Chinadingern zufrieden, andere nicht. Umbauthreads fand ich auch nicht. Also was tun ? "Einfach machen", dachte ich mir.
Die VM16-Nachbauten fielen für mich raus, das war mir mit den ganzen Herstellern zu unübersichtlich und ich wollte keine 50€ in den Sand setzten. "Wer billig kauft, kauft zwei Mal" hat sich bei mir schon zu häufig bestätigt....

Da ich vom Polini CP nur positives hörte entschied ich mich für den 17,5mm Italiener mit Klemmflansch für bummelig 100€. Eigentlich wollte ich nur einen 16mm Vergaser, da der originale Ansaustutzen ohne eingeschweißte Hülse auch einen 16mm Durchlass besitzt. Polini bietet aber nur einen 15mm und einen 17,5mm Vergaser an. Alles andere ist größer, oder wieder nur ein 14er. Wenn ich aber schon 100€ nur für den Vergaser ohne Düsensets ausgebe, wollte ich gleich etwas mehr Leistung rausholen.

Der 15er hätte vielleicht genauso gereicht, aber ich entschied mich für den größeren. Ob das Klug war? Keine Ahnung.

Passend dazu besorgte ich mir nach einigen Holzwegen einen 19mm Ansaugstutzen von Malossi; in 17,5mm habe ich im WWW leider nichts passendes gefunden. Für einen Selbstbau fehlt mir leider das passende Werkzeug.

Der Ansaugstutzen passte an den Zylinder, jedoch war die Ölzufuhr zugeklebt. Mit einem Minibohrer am Dremel ließ sich dies jedoch schnell beheben. Für die Größe der Bohrung orientierte ich mich in etwa an der Zufuhr des originalen ASS.

Der Vergaser passte nun (fast) saugend und schmatzend an den Motor und so konnte die Baustelle mit dem Luftfilterkasten losgehen... :roll:



Der Luftfilterkasten
Ich stand vor einem Problem. Der Teikei hatte einen 28mm Luftfilteranschluss, der Polini 46mm....oder mit einem Reduzierstück 35mm. Beides ist für die originale Luftführung vom Luffikasten zum Vergaser zu groß. Also was nun? So ein Tuningpilz direkt auf dem Vergaser hätte zwar Zeit und Mühe gespart, finde ich aber hässlich und zu auffällig.

Also kommt etwas, was der eine oder andere Pfusch nennen würde:
Ich kaufte mir einen flexiblen Kunststoffschlauch mit 46mm Innendurchmesser und schob den auf den Luftfilteranschluss. Mit einem Heißluftföhn erhitzte ich den Schlauch und bog ihn so am Rahmen vorbei. Eine Drahtspirale bewahrte dabei die grundsätzliche Form bei der Wärmebehandlung.
Meinen guten Luftfilterkasten wollte ich nicht zerschnippeln, also besorgte ich mir ein ranziges Teil auf Ebay. Total ausgeblichen, eine Halterung zum Rahmen war weggebrochen und der Deckel ist zerkratzt und hatte etwas Grünspan...perfekt für mich. Dort wo der originale Schnorchel draufsitzt wurde mit dem Dremel und kleinen Trennscheiben das Loch für den Schlauch erweitert. Letzterer hineingedreht (hat ja quasi außen ein Gewinde durch die Spirale) und mit Silikon abgedichtet. Nachdem alles gereinigt und ein Luftfilter eingesetzt war, konnte die Abstimmorgie losgehen... :roll:

(falls jemand da was zu zu meckern hat: Ich bin jung und meine Lösung funktioniert. Ich bin nicht stolz drauf, aber was solls. Soll erstmal zum moderaten Preis besser gemacht werden ;) )

luffikasten.jpg


Das Abstimmen
Das Abstimmen ist bekanntlich der nervigste und langwierigste Teil. Ich habe mir zwar verschiedene "Anleitungen" im Internet durchgelesen, aber da es da wieder verschiedene Lösungen gab, machte ich es einfach irgendwie. :p

Zum ersten Start(-versuch) baute ich meine größte HD (98) ein. Das Moped sprang auf Schlag an aber drehte sofort bis auf etwa 6.000 /min. Falschluft wurde zum Glück keine gezogen, also musste es an den Düsen liegen.
Die HD erstmal gelassen und die ND von 40 immer in 2er Schritten größer gemacht, bis die Kiste eine ruhige Leerlaufdrehzahl hielt. Als sie ab einer Düsengröße nur noch schlecht ansprang, habe ich die vorherige Düse wieder eingebaut.

Das Moped sprang nun erstmal gut an und verschluckte sich bei schlagartig voll geöffneten Gashahn nicht, sodass ich schauen wollte, was bei einer ersten kurzen Probefahrt im Dorf passiert. Beim verlassen des Hofes bemerkte ich gleich, wie gut die RD zog. Allerdings nur bis maximal halbgas. Vollgas ließ die Karre absaufen. Mit gezogenem Choke passierte das Gleiche. Erstmal ein gutes Zeichen, da der Motor also zu fett lief, ich nicht noch größere Düsen kaufen musste und keinen Motorschaden durch ein zu mageres Gemisch provozierte.

Ich verkleinerte die HD schrittweise um zwei Größen, stieß jedoch bei ab Größe 92 auf ein Problem. Der Motor drehte direkt nach dem Start auf ca. 4.000 /min und ließ sich auch nicht durch die Leerluftschraube (1,5 Umdrehungen draußen) oder das Standgas runterdrehen.
Die nächste Hauptdüse, ab der der Motor nicht von alleine hochdrehte, war eine 96er.

Eine Änderung der Düsen hatte nun keine Verbesserung mehr zur Folge und Vollgas konnte ich während der Fahr trotzdem noch nicht geben, da die kleine sonst nach wie vor absoff. Nach langem hin und her und eine Änderung der Nadelhöhe kam mir die Erleuchtung :idea:
Was, wenn die Düsen alle einigermaßen gut gewählt sind, aber einfach zu wenig Luft kommt? Schließlich zog der dicke 46mm Luftfilteranschluss die Luft immer noch durch die originalen Mikrolöcher des Luftfilterkastens....zack, den Deckel abgeschraubt und eine Probefahrt gemacht. Der 50ccm Kolben erreichte eine vermutlich nie dagewesene Hubgeschwindigkeit und das Moped schoss nach vorne. Natürlich lief der Bock viel zu mager und ich beließ es bei einer 500m Probefahrt mit gezogenem Choke.
In der Werkstatt wurde sofort der Dremel rausgeholt, der Luftfilterkasten abmontiert und dieser Schnorchel mit den Luftlöchern rausgeschnitten.

Eine weitere Probefahrt ergab, dass sich das Vollgasverhalten merklich verbesserte, aber noch nicht perfekt war. Nachdem das Loch noch weiter vergrößert wurde, war alles erstmal perfekt. Die RD zog, im Vergleich zum Teikei, super durch, dreht nun bis 9.000 /min hoch (weiter wollte ich sie nicht drehen) und läuft bei gezogenem Choke noch minimal schlechter - ein für mich sicheres Indiz, dass das Gemisch mit zusätzlichem Choke zu fett wird, aber ohne nicht zu mager ist.

Nach etwas Feinjustierung von Standgas- und Luftschraube im warmen Zustand, springt das Moped nun kalt und warm ganz okay an und dreht sauber aus. Längere Abstimmfahrten in verschiedenen Gasstellungen zeigten mir, dass die Zündkerze bei unteren und mittleren Drehzahlen kräftig braun wurde, während Vollgas dunkelbraun bis schwarz-grau zur Folge hatte. Aber damit kann ich leben. Lieber läuft der Hobel zu fett, als zu mager. :wink:

Vergaser.jpg


Zum Schluss das Negative des Umbaus
Natürlich war alles nicht an einem Wochenende gemacht, da ich zwischendurch immer wieder neue Sachen brauchte, da etwas nicht so gepasst oder funktioniert hat, wie geplant. Insgesamt war ich etwa drei ganze Wochenenden mit dem Umbau und Abstimmen zugange.

Meiner Meinung nach könnte mit einem optimierten Ansaugweg noch mehr Leistung möglich sein, da der ASS größer als der Vergaserdurchmesser ist und sich dort so eine langsamere Strömungsgeschwindigkeit einstellt. Auch ist der Schlauch zum Luftfilter durch die Spirale leicht im Inneren gewellt. Inwieweit sich dies beides auf die Luftsäule auswirkt kann ich leider nicht beurteilen.

Wie bereits erwähnt, hat der nächst kleinere Polini CP Vergaser 15mm Durchlass. Bekanntlich ist weniger manchmal mehr, sprich eventuell hätte auch der kleinere CP das gleiche Ergebnis bei weniger Spritverbrauch erreicht. Falls jemand den 15mm Vergaser verbaut wäre ich sehr auf das Ergebnis gespannt!

Die räumliche Größe des Vergasers. Für den größeren Vergaser bedarf es auch eines größeren Ansaugstutzens. Nicht zwecks Innenmaß, sondern auch wegen des Außenmaßes. Der 17,5mm CP hat einen Klemmflansch von 24mm, während der vom Teikei 20mm Durchmesser hat.
Weiterhin sitzt am an der Schwimmerkammer des CP´s ein Messingschniedel für einen Schlauch, der um 3mm abgefeilt werden muss. Ansonsten lässt sich der Vergaser nicht gerade vorm Zylinder ausrichten, da das Messingteil am Rumpf des Motors stößt.

schniepel.jpg


Weiterhin hat der originale ASS einen Knick, der den Kippwinkel des Zylinders ausgleicht und den Vergaser waagerecht in der Luft stehen lässt. Der Malossistutzen hingegen steht senkrecht auf dem Zylinder, was einen etwas gekippten Vergaser zur Folge hat und meiner Meinung nach optisch nicht so wirklicht gut passt.

Das der Luftfilterkasten umgebaut werden musste, sehe ich nicht als Nachteil - auch wenn ich Originalteile ungerne bearbeite, da man es leicht verpfuschen kann... Mir war die anstehende Bearbeitung bewusst, wodurch ich einen schäbigen und gebrauchten Kasten besorgte. Falls der in die Tonne gewandert wäre hätte noch meinen originalen vom Moped gehabt und wüsste wie es nicht geht. :top:


Fazit
Mit entfernter Auspuffdrossel, der dünnen Fußdichtung, dem 50km/h Ritzel und dem neuen Vergaser mit modifiziertem Luftfilterkasten läuft die RD jetzt easy Tacho 60 bis 70. Bei Tempo 70 hängt der Drehzahlmesser jedoch gut zwischen 8000 /min und 9000 /min. Das möchte ich dem Motörchen auf Dauer nicht antun ;) Vielleicht gibt es da noch ein größeres Ritzel, damit ich 70km/h bei etwas geringerer Drehzahl erreiche.
Angeblich soll der Tacho manchmal auch eine zu niedrige Geschwindigkeit anzeigen. Das konnte ich noch nicht verifizieren. Tacho 60 kommen mir aber verdammt schnell vor...

Das Ansauggeräusch ist ab einer bestimmten Drehzahl (bestimmt Beginn des Reso-bereichs) wesentlich lauter, is logisch. Da fängt die Karre richtig an zu röhren, klingt meiner Meinung nach geil, ist aber auch nicht zu laut.



Wer Lust, Zeit, Geld und Bedarf hat, kann seine kleine RD mit etwas Aufwand etwas auf die Sprünge helfen. Einen Leistungsvergleich zu einem gut laufenden original Moped habe ich jetzt leider nicht, also kann ich niemandem ein Leistungswunder versprechen.

Alles in allem bin ich zufrieden und hoffe auf weitere Vergaserumbauten und dazugehörige Erfahrungsberichte.

EDIT: Ich habe die Bildgröße auf 800x600p reduziert, aber die Bilder scheinen immer noch etwas groß zu sein. Wenn es nicht passt, muss ich das wohl nochmal üben.


Beste Grüße und bleibt gesund

Hannes
 
Hallo Hannes,

interessant das zu lesen.
Ich bin mit dem VM16 Nachbau auch nicht so zufrieden, vor allem lief die Kiste nie richtig an.

Habe mittlerweile den Polini 63ccm und einen geänderten Auspuffkrümmer verbaut.
Habe kürzlich versuche mit dem BVF 16N1-11 gemacht. Die Karre lief aber nie an. Warum weiß ich nicht.
Die Düsen sind ja ähnlich. HD72, LL35, Starter 50.
Der VHSB 15AS hat HD70, LL 50, Starter 60
Der Polini CP 17.5 HD76(62), LL 42 , Starter?

Das größte Problem war bei mir immer die nötige Luft in den Ansaugtrakt zu bekommen. Musste den Luftfilterkasten bearbeiten aber ist nicht so einfach ohne dass die Geräuschkulisse ekelhaft laut wird.

Habe jetzt schon überlegt ob ich nun den Dellorto VHSB AS15/16 oder den Polini CP 17.5 versuche.
Welchen Ansaugstutzen benutzt du dafür?
Habe bisher den 16mm für den VM16 verbaut.

Gruß Steffen
 

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